100 Jahre Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr

Vor 100 Jahren, genauer am 01. April 1924, wurde die Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr gegründet. Zu einer Zeit, in der die Stadt Mülheim bereits 126.500 Einwohner zählte. Im direkten Vergleich allerdings erfolgte die Gründung spät, denn andere Ruhrgebietsstädte hatten schon längst eine Berufsfeuerwehr ins Leben gerufen.

Am Gründungstag bestand die Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr aus ihrem Leiter und 17 Feuerwehrmännern, eingeteilt in zwei Wachabteilungen, die ihren Dienst im 24-Stunden-Wechsel aufnahmen. Die Feuerwache bezog man an der Aktienstraße 58, an der sie sich bis in Jahr 2010 befand. Allerdings musste sich die Feuerwehr in den Anfangsjahren die Räumlichkeiten sowie die Fahrzeughalle mit dem örtlichen Gas- und Elektrizitätsversorger teilen. So hatte die Unterbringung in jenen Jahren eher behelfsmäßigen Charakter. In einem kleinen, zurückgelegenen Büroraum mit Fernsprechanschluss konnten die Feuer-, Unfall- und Krankentransportmeldungen aufgenommen werden. Noch bis 1929 musste sich die noch junge Berufsfeuerwehr Mülheim die Örtlichkeit mit dem städtischen Energieversorger teilen, ehe dieser in den Ortsteil Styrum umzog. Nunmehr standen der Feuerwehr das gesamte Areal mit einem vorderen und einem hinteren Dienstgebäude sowie vier Fahrzeughallen zur Verfügung.

In den Folgejahren begann der sukzessive Auf- und Ausbau der Berufsfeuerwehr und bereits 1927/28 verfügte sie über einen stattlichen Fuhrpark von 10 verschiedenen, motorisierten Fahrzeugen für verschiedenste Einsatzanforderungen. Da ab 1933 die vorhandene Organisation nicht dem damaligen NS-Regime entsprach, erfolgte die Umstrukturierung und Umbennung mit Inkrafttreten des „Gesetzes über das Feuerlöschwesen“ am 23. November 1938 in die „Feuerschutzpolizei“. Bei dem stärksten alliierten Luftangriff vom 23. Juni 1943, bei dem weite Teile der Stadt zerstört wurden, erlitt auch die Feuerwehr Zerstörungen an Gebäuden, Fahrzeugen und Einrichtungen. Die kurz vor der Vollendung stehende Fernmeldeanlage der Feuerwehr wurde bei dem Bomberangriff vollständig zerstört. Schon bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde die Personalstärke auf 240 Mann aufgestockt, wobei die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr den Kern bildeten, während die Freiwillige Feuerwehr und weitere Zivilisten zu langfristigen Notdiensten dienstverpflichtet wurden.

Nach dem Krieg erfolgte am 11. Oktober 1946 die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr, da die Helfer nicht mehr zur Verfügung standen, da eine Rückgewinnung der Kräfte erfolglos blieb. Dafür aber begann der Wiederaufbau. So waren im Augst 1946 wieder 19 Fahrzeuge einsatzfähig und mit ihnen versahen nun 50 Wehrleute ihren Dienst. Der technologische Fortschritt kam in Fahrt und Beschaffung von Neufahrzeugen folgten bald. So erhielt die Berufsfeuerwehr im 25. Jubiläumsjahr eine generalüberholte DL 17 und eine große DL 32 sowie ein Tanklöschfahrzeug mit 4.500 L Fassungsvermögen.

1959 bis 1964 kam es zum Bau eines neuen Unterkunftsgebäudes an der Aktienstraße mitsamt geräumiger Fahrzeughalle und einer Werkstatt. Im ersten Stock befanden sich Sozial- und Ruheräume für die diensthabenen Mannschaften. Von nun an mussten sie die Nacht mehr allesamt in einem großen Schlafsaal verbringen. In dieser Zeit, zwischen 1959/60, wurde im Stadtteil Broich (links der Ruhr) eine kleine Gruppenwache eingerichtet, um die Anfahrtszeiten zu dortigen Einsatzorten erheblich zu verkürzen. Mit der neuen Nordbrücke, die ab 1970 die Ruhr am Fuße der Aktienstraße überquerte, löste man die behelfsmäßige hergerichtete Unterkunft schließlich wieder auf, da das Erreichen der westlichen Stadtteile über die Ruhr hinweg nun zügiger von statten ging.

1970 verfügte die Berufsfeuerwehr über 96 Wehrleute. Das Wehrpersonal reichte nun bei weitem nicht mehr für einen optimalen Feuerschutz aus, denn der Zensus aus dem Mai desselben Jahres ergab 191.468 Einwohner. So viele wie nie und nie wieder in der Geschichte der Stadt.

1975 kam auf dem Areal der Aktienstraße ein weiteres Bauvorhaben hinzu. Es entstand ein weiterer Gebäudekomplex mit Werkstätten, Desinfektion, großer Fahrzeughalle mit acht Stellplätzen, Waschhalle und Dienst- und Ruheräumen in der ersten Etage. Von nun an ließen sich die Schläuche aus der angrenzenden Schlauchwerkstatt im Schlauch- und Übungsturm trocknen und im einem Außentauchbecken realitätsnahe Ausbildung betreiben.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts platzte die einzige Feuerwache in Mülheim aus allen Nähten. Ein neues Bauvorhaben für eine zweite Feuerwache im östlichen Stadtteil Heißen bekam grünes Licht und konnte schließlich 2005 an der Straße „An der Seilfahrt“ bezogen werden. Trotz der Ausgliederung von Personal und Fahrzeugen auf die Wache im Osten der Stadt waren die Entlastungen auf dem Gelände an der Aktienstraße nur von kurzer Dauer. Als ab 2008 die langwährenden Planungen einer neuen Hauptfeuer- und Rettungswache links der Ruhr zur Umsetzung gebracht wurden, konnte diese am 2010 bezogen werden. Mit dem Umzug in den Stadtteil Broich verfügt die Wehr nach knapp 50 Jahren wieder über eine Feuerwache auf der linken Ruhrseite und seit 2001 übrigens wieder über eine Freiwillige Feuerwehr. War sie doch 55 Jahre lang die einzige Berufsfeuerwehr Deutschlands ohne Unterstützung einer Freiwilligen Feuerwehr – ein Unikum.

Der Berufsfeuerwehr Mülheim die besten Glückwünsche und alles Gute zum Jubiläum. Danke für 100 Jahre leidenschaftlichen und professionellen Dienst am Nächsten.