AB DL (Drehleiter)

Als eine Delegation der Feuerwehr Farnheim vor inzwischen bald 20 Jahren zum damaligen Ausbau der partnerschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zur Zusammenarbeit bei der Feuerwehr in Kopenhagen weilte (Kopenhagen ist eine Partnerstadt Farnheims), nahm sie auch ein ganz besonderes Fahrzeug, eine sog. Abprotzleiter, in Augenschein.

Für die engen Innenstadtstraßen und schmalen Hinterhöfe Kopenhagens schien dies äußerst seltsam anmutende Gefährt als Sonderlösung wie gemacht und leistete, nach nun über 20 Jahren Dienstzeit, im Ernstfall zuverlässig schnelle Hilfe. Die Farnheimer Delegation machte damals bei einer Demonstration dieses Fahrzeugs vor allem im alten Stadtkern strukturelle städtebauliche Gemeinsamkeiten beider Städte aus. Die Kopenhagener überließen den deutschen Amtskollegen anschließend für einige Monate eines ihrer drei Fahrzeuge zu Testzwecken. Nach Abschluss der durchaus erfolgreich verlaufenden Testphase entschloss sich die Branddirektion Farnheim ein ebensolches Fahrzeug zu beschaffen. Einziger Unterschied zum dänischen Pendant: Die Leiter ist auf einem Abrollbehälter verlastet und wird per WLF zum Einsatzort gebracht.

Diesmal etwas aus dem Raritätenkabinett. Da ich auch immer auf der Suche nach etwas besonderem für meine Wehr bin, stieß ich bei einer erneuten Internetrecherche über dieses außergewöhnliche Wägelchen. Ein durchaus spannendes Konzept, und zur Zeit der Beschaffung wie auch einige Jahre darüber hinaus, alternativ los, da handlichere Teleskopmastbühnen und knickbare Leiterparks noch nicht erfunden waren. Auch wenn solche Einsatzmittel heutzutage nicht mehr dem technischen Stand bei der Hubrettung entsprechen, nahm ich aber an, dass sich die Geschichte in der Historie der Farnheimer Wehr genau so zugetragen haben könnte. Die Leiter ist in Farnheim also seit fast 20 Jahren im Dienst.

Als ich den LEGO®-Nachbau startete, wollte ich auch ungedingt seine kleine und gedrungene Erscheinung im Modell erreichen. Der erste Versuch war aber derart groß, dass man zwar ansatzweise eine Minifigur hätte hineinstecken könnte, allerdings geriet das Modell dadurch gehörig aus der Form. Mit der Vorbildstatur hatte das nichts mehr gemein. Also alles auf Anfang. Und hier stieß die Teilegeometrie bei dieser Baugröße an ihre Grenzen. Abstraktion hieß das Zauberwort, also so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Aber irgendwas ist ja immer. Nach dem Schrumpfungsprozess passt nun definitiv keine Minifig mehr rein. So what! Damit kann ich leben. Hautpsache die Silhouette stimmt.

Das Vorbild:
Die Basis für dieses absonderliche Original ist ein Bobcat BC-753. Sein 2,2 L Dieselmotor leistet  40 PS und treibt alle sechs Räder an. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 10 km/h eher unaufgeregt. Gelenkt wird das Gefährt wie ein Kettenfahrzeug, d. h. es kann auf der Stelle drehen, wie in der Regel alle kleinen Arbeitsgeräte des Herstellers dieser Größe. Auf seinem Dach trägt es ein dreiteiliges Leiterpaket von Metz mit einer Steighöhe von 18 Metern – ohne Korb versteht sich. Die zulässige Gesamtmasse beträgt 4.000 kg.

Eines dieser Fahrzeuge (Bj. 1993) der Kopenhagener Feuerwehr wurde kürzlich (August 2018) mit geleisteten 731 Betriebsstunden ausgemustert und zum Verkauf angeboten. Vermutlich werden in dem Rahmen auch die beiden anderen Fahrzeuge außer Dienst gestellt oder sie sind es bereits.

Überdies ist eine solche Abprotzleiter auch bei der Feuerwehr Stockholm im Dienst – wenn auch mit vierteiligen Leiterpark. Damit sind/waren dies die vier einzigen weltweit existierenden Hubrettungsfahrzeuge dieser Art. Na gut, mit dem Farnheimer fünf.

 

6 Gedanken zu “AB DL (Drehleiter)

  1. Lyse schreibt:

    Hui, das ist ja ein wirklich ungewöhnliches Gefährt! Wenn es nur fünf davon gibt, brauch ich mich zum Glück nicht wundern, dass ich davon bisher noch nie was gehört habe. Der Nachbau ist Dir gut gelungen und auch der erste Versuch sieht meiner Meinung nach gar nicht schlecht aus. Also allgemein gesprochen jedenfalls, wenn man die Vorlage außer Acht lässt. Das Fahrzeug hat eine recht ansehnliche Form, die an das Aussehen längst vergangener Tage erinnert, aber dennoch an den Stand der Zeit angepasst wurde (Stichwort Battenbergmarkierung am Heck).

    • farnheim schreibt:

      Natürlich erhielt auch dieses Gefährt über die Jahre sog. Einsatzwertsteigerungen, u. a. die von Dir angesprochene Battenberg-Beklebung. Allerdings sollte dies eigentlich eine Diagonalschraffur darstellen, wie angenommen bei allen anderen Fahrzeugen im Fuhrpark. Aber da sind wir wieder bei der Teilegeometrie. Irgendwann, ab einer gewisse Größe (oder sagt man Kleine?) bleiben es eben halt Quadrate. Solange bis Lego diagonale Fliesen für diese Darstellungsgröße erfindet. 😉

      • Lyse schreibt:

        > Allerdings sollte dies eigentlich eine Diagonalschraffur
        > darstellen, wie angenommen bei allen anderen
        > Fahrzeugen im Fuhrpark.

        Ah, wieder was gelernt, das war mir nicht bewusst.

    • farnheim schreibt:

      Danke sehr. Du weißt ja, was nicht passt, wird passend gemacht. Und wenn ich irgendwas skurriles finde, das meine Wehr ungebedingt haben muss – sei es noch so abgefahren – tüddel ich mir halt ne Geschichte drumrum. *breitgrins*

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