4er Breite versus 5er Breite

Ich weiß, der Titel klingt ein wenig reißerisch. Es ist nämlich überhaupt kein Kampf bauspezifischer Weltanschauungen, vielmehr ist es ein plausibles Nebeneinander der einzelnen Baubreiten, die alle zusammengenommen ein schlüssiges Gesamtbild ergeben.

Vor einigen Jahren entschloss ich mich, meine Fahrzeuge, insbesondere die Aufbauten der LKWs und einigen Transportern auf eine Breite von fünf Noppen zu erweitern. Nach wie vor bin ich der persönlichen Meinung, wie einige meiner Weggefährten in der Community ebenso, dieser Schritt in der Modellentwicklung war wichtig und richtig. Zwar vertreten einige durchaus etwas wehmütig die Meinung, durch die Erweiterung verlören die Modelle ihren nostalgischen Charme. Aber tatsächlich macht man die Originalität, wie ich finde, nicht allein an der Baubreite fest. Vor allem ist es für mich die weiterhin strikte Nutzung alter Bauteile aus 1980er Jahren, die für diese nostaligische Anmutung unentbehrlich sind.

Was nun bewegte mich damals zu dem Schritt, meine Feuerwehrmodelle fortan um eine Noppe zu verbreitern? Kurz, die Lust etwas neues auszuprobieren. Rückblickend betrachtet befand ich mich damals an einem Scheideweg. Entweder ich bleibe bei der ursprünglichen Baubreite und verharre gewissermaßen in der Nostalgie oder entwickle mein Farnheim-Projekt einen Schritt weiter. Zwar bedeutete dies, nachdem ich zu dem damaligen Zeitpunkt bereits über einen umfangreichen Fuhrpark verfügte, dass ich alles wieder umbauen müsste. Glücklicherweise ist alles andere auch nicht immer an einem einzigen Tag erbaut worden, selbst Rom bekanntermaßen nicht. Und so war das erste Fahrzeug ein ELW 3, der sein Vorbild bei der Berufsfeuerwehr Hannover findet und 2015 auf der dortig stattgefundenen Interschutz ausführlich betrachtet werden konnte. Da ich die ausfahrbare Aufbauvergrößerung des Innenraums auf der Beifahrerseite auch im Modell realisieren wollte, die in den Proportionen dann auch halbwegs stimmig wirken sollte, blieb nur die Lösung, den Aufbau in 5w mit einem eingeschobenen Auszug in vier Noppen Breite zu bauen, um ein ansatzweise passendes Größenverhältnis zu erhalten. Damals sprach ich noch vollkommen 4-„breitig“ überzeugt von einer „seltenen Ausnahme“. Tatsächlich ist er heute das älteste der aktuellen Modellgeneration in 5w. Und die Ausnahme wurde bei den LKWs inzwischen zur Regel.

Nachdem erst viel später der GKW die erste echte zwillingsbereifte Achse aufwies und ein erster RTW mit erweitertem Kofferaufbau die Modellschar ergänzte, nahm die Überarbeitung der Aufbaubreiten mit dem Bootswagen im Herbst 2017 ernstzunehmende Fahrt auf. Es folgten Modell um Modell, und als sich dann eine Bauphase anschloss, die sich mit dem Fuhrpark der Flughafenfeuerwehr beschäftigte, war klar, dass ein dortiger 8×8 Löschriese nicht mehr nur vier Noppen breit sein kann. Selbst fünf Noppen wirkten neben den neuen LKWs einfach unglaubwürdig. Und so streckte ich die Finger nach 6w-Autos aus. Diese Fahrzeuge bilden bis heute (und auch in Zukunft) in jedem Fall eine Ausnahme.

Warum baue ich denn nun überhaupt in 5w? Mag sagt ja, je größer ein Modell ist, desto mehr Details bekommt man unter – klar. Aber dies ist nicht einmal das Entscheidende, zumal das (bescheidene) Mehr an Platz durch eine zumeist kompliziertere Unterbaukonstruktion, um den Aufbau jeweils um eine halbe Noppe nach Außen zu versetzen, wieder aufgebraucht wird. Eine ungerade Noppenanzahl ist im Legokosmos seit jeher mit mehr Tüftelei verbunden, will man auf engsten Raum auch noch eine gewisse Stabilität erreichen. In jedem Fall bedeutet ein solcher Bau erheblich mehr Teileaufwand. Ein jedes LKW-Modell verschlingt für das gewünschte Ergebnis unzählige Jumper und Snot-Teile. Aber genau dieser untypische Weg macht für mich den modellbauerischen Reiz aus. Der Entscheidende Punkt liegt aber im damit stimmigeren proportionalen Verhältnis von Kabine zu Aufbau, als in der traditionellen Breite von vier Noppen. Während in den ersten Jahren dieses wiederentdeckten Hobbies stets die Bespielbarkeit der Modelle im Vordergrund stand, wandelten sich die Fahrzeuge bis heute fast ausschließlich zu reinen Displaymodellen. Lego ist halt kein Kinderspielzeug, wie wir scherzhaft in der Szene sagen.

Dennoch verfolge ich bei meinen Modellen ein klares Fahrzeugbreitenkonzept. So sind sämtliche PKWs, Kleintransporter und SUVs ausschließlich vier Noppen breit. Überhaupt sind es sämtliche Fahrkabinen – auch bei den LKWs. Und das ist der weiterhin gültige, klassische Ansatz, den ich bei meinen Modellen verfolge. Mit Ausnahme der großen Flughafenlöschfahrzeuge und dem Kranwagen. Angeflanschte Personenkabinen und LKW- und Kofferaufbauten gehören meiner Definition folgend fünf Noppen breit.

Ein Mix aus 4- und 5-breiten Fahrzeugen

Somit lässt sich, denke ich, bei Betrachtung meiner Modellpalette eine gewisse Stringenz erkennen, wie zuletzt im Herbst 2023 bei der Ausstellung „SteineZauber“ in Essen-Borbeck, wo ich seit langem wieder einen großen Schaukasten füllen konnte.

Während in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in denen das als heute „Classic Town“ bezeichnete Stadtthema etabliert wurde, eben jene Fahrzeuge hevorbrachte, würde ich meine persönliche Weiterführung dieses alten „Standards“ selbstbewusst als „Neo Classic Town“ bezeichnen, wie es übrigens bereits ein Freund von tat. Also, die Wahrung alter Charakteristikas, jedoch mit einer Weiterentwicklung eben jener mithilfe neuee Teile, Formen und Farben. Und so werde ich auch in Zukunft diesen selbstgewählten Weg weiter beschreiten und meine Palette an Modellen erweitern und modernisieren. Immer mit einem geschärften Blick auf erweiterte Baumöglichkeiten, aber stets im Grundverständnis nostalgisch verhaftet.

2 Gedanken zu “4er Breite versus 5er Breite

  1. Thomas 5zu6 schreibt:

    Eine gewisse „Demokratisierung“ von 5w wurde von Lego selbst angestoßen. Mit der 1×5-Platte gibt es seit 2021 ein wichtiges Element, dass fragile Konstruktionen in entsprechender Breite ein wenig stabiler macht. Oder überhaupt erst ermöglicht. Seit 2022 gibt es diese Platte sogar in dem für Dich besonders wichtigen rot.

    Leider hat Lego diesbezüglich noch nicht die Vielfalt von Cobi erreicht. Dort gibt es neben 2×5-Platten auch Fliesen in 5er Länge. Es wäre schön, wenn Lego da auch aktiver wäre. Zwischen 1967 und 1974 hatte Lego immerhin die 5×6-Platte 711 im Programm. Mit Loch, für die HoG-Lenkung der frühen Lkw. Auch die gab es in rot.

    • farnheim schreibt:

      Ich habe diese Platte in rot damals gefeiert. Eigentlich tue ich das noch immer. Sie kommt bei mir tatsächlich häufig zum Einsatz. Interessanter Weise weniger, um in den Breiten Stabilität zu erzeugen als in der Länge Lücken wie Radausschnitte etc. zu überspringen.

      Bleibt zu Hoffen, dass Lego noch ein paar weitere Platten mit ungeraden Noppenlängen herausbringt und, was mir fast noch wichtiger ist: Konnektoren mit beidseitigen Noppen, um die Baurichtung 180 Grad zu wechseln.

      Die alte Platte 711 kenne ich auch noch. Die kommt bei mir gar nicht zum Einsatz, da solche Exemplare zumeist derart verammbast sind, dass sie inmitten neuer Platten optisch das Gesamtbild eher stören als bautechnisch tatsächlich hilfreich zu sein. Diese Platte hätte ja in meine Modellen verbaut mindestens zwei Außenseiten.

      Allerdings fände ich Platten von 5xX Noppen für den Dachabschluss sehr hilfreich. Für den Anfang würden Größen von 5×4 oder 5×5 von großer Hilfe sein.

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